Aschaffenburg. Trauer – bei diesem Wort werden viele Menschen traurig, denken an liebe Verstorbene, an die letzte Beerdigung, an der sie teilgenommen haben, an den eigenen Schmerz beim Verlust lieber Angehöriger. Dass sich jemand aus freien Stücken mit dem Thema auseinandersetzt und auch noch anderen in ihrer Trauer helfen möchte, können sich die wenigsten vorstellen. Die Dieburgerin Uschi Liebald ist so jemand, die sich mit Freude und ganz freiwillig intensiv mit Sterben, Tod und Trauer beschäftigt – und das schon seit etlichen Jahren. Sie ist ehrenamtliche Hospizbegleiterin bei den Maltesern in Aschaffenburg. Jetzt wurde sie von den Maltesern zur ehrenamtlichen Referentin für die Trauerarbeit in Stadt und Landkreis Aschaffenburg ernannt. „Schon bald nach meiner Hospiz-Ausbildung 2016 habe ich gemerkt, dass ich mich auf die Trauerbegleitung konzentrieren möchte“, erzählt die 60-Jährige, die derzeit zwei Trauergruppen im Raum Aschaffenburg leitet. Bei den Maltesern wurde sie gleich freudig aufgenommen und hat sowas wie eine Heimat gefunden. Zwei Tage in der Woche ist sie seitdem mit Trauerarbeit beschäftigt. „Mein Mann hat sich zwar am Anfang gewundert, denn so ein Ehrenamt ist ja nicht alltäglich“, sagt die gelernte Bilanzbuchhalterin rückblickend, „aber dann hat er schnell gemerkt, dass mir das echt guttut. Es ist so eine erfüllende Aufgabe!“ Der nächste Schritt war dann nur folgerichtig: die Ausbildung „großer Trauerbegleiter“, die sich über zwei Jahre hinzog. Mehrtägige Seminare und intensive Online-Vorträge zu Themen wie „Welche Trauermodelle und -prozesse gibt es?“ „Trauer in besonderen Situationen (verwaiste Eltern, Suizid, jung verwitwet)“ oder auch „Wie leite ich eine Trauergruppe?“ und „Trauern Männer/Frauen/Kinder anders?“ wurden von verschiedenen Dozenten beleuchtet und in Kleingruppen vertieft. Mit ihrem Wissen und ihrer erlernten Kompetenz möchte und kann Uschi Liebald anderen Menschen helfen, ihre Trauer anzunehmen und sich mit ihr auseinander zu setzen. „Trauer kann ein langer Prozess sein, aus dem wir aber auch gestärkt hervorgehen können“, so Liebald. Neben den vielen Informationen und Inhalten hat die Ehrenamtliche auch gleich ein selbst erarbeitetes Konzept für eine neue Trauergruppe von ihrer Ausbildung mitgebracht, die es seit November gibt: Trauerwandern als Geschlossene Trauergruppe. Das Neue an diesem Angebot ist, dass „die Gruppe bei jedem Wetter tatsächlich drei Stunden wandert und von einem Wanderführer angeleitet wird, so dass die drei Trauerbegleiter sich auf die Gespräche mit den Trauernden konzentrieren können“, erklärt die Trauerreferentin. Mit dieser neuen Trauergruppe ist auch schon ein Bereich ihres Aufgabengebietes beschrieben: „Ich möchte, dass das Thema Trauer in unserer leistungsorientierten Gesellschaft mehr ins Bewusstsein gerückt wird. Es ist angedacht, dass ich zukünftig als Bindeglied zwischen den hauptamtlichen Koordinatorinnen und den ehrenamtlichen Hospizhelferinnen und -helfern fungiere, die sich besonders in der Trauerarbeit engagieren“, freut sich Uschi Liebald auf die Zusammenarbeit.
Hintergrund:
1994 haben die Malteser in Stadt und Landkreis Aschaffenburg mit der ehrenamtlichen Sterbe- und Trauerbegleitung begonnen. Derzeit gibt es in Stadt und Landkreis Aschaffenburg 80 Ehrenamtliche, die sich in diesem Bereich engagieren. Unter ihrem Leitsatz „zusammen leben bis zuletzt“ begleiten die Helferinnen und Helfer sterbende Erwachsene und Kinder – zuhause, in Alten- und Pflegeeinrichtungen, auf der Palliativstation oder im Hospiz Alzenau. Darüber hinaus bieten die Malteser Einzelbegleitung für Trauernde aber auch Trauergruppen für Erwachsene und Kinder an. Die Ehrenamtlichen werden unterstützt von den zwei hauptamtlichen Hospizkoordinatorinnen Christina Neumann und Ilona Englert.