Romwallfahrt: Eine Woche singen, beten, lachen und ein Händedruck von Papst Franziskus: „Des glebbt mir dahemm kenner!“

Gruppenbild der Pilger aus Unterfranken vor dem Petersdom
Malteser Präsident Georg Khevenhüller schiebt Michael Reinwand (im Rollstuhl) aus Haßfurt in den Petersdom, mit 94 Jahren der älteste Teilnehmer der diesjährigen Malteser Romwallfahrt mit Menschen mit Behinderung.
Die beiden Aschaffenburger Gabriele Kullmann (links) und Arnold Goblirsch (rechts) sind begeistert, dass sie bei der Malteser-Wallfahrt dabei sein konnten.
Mit vereinten Kräften wird Alexander Stierkorb aus Buch bei Aub an die Wasserkante getragen.
Hildegard Münch aus Ochsenfurt freut sich über die original Trillerpfeife der begleitenden Motorradpolizistin
Mit der eingebauten Hebebühne können auch Menschen mit Behinderung wie Barbara Gottlieb aus Würzburg in den Reisebus einsteigen.
Diakon Anton Siegler aus Lohr schiebt seinen Amtsbruder Gerhard Walz aus Haßfurt beim Einzug in die Basilika St. Paul vor den Mauern. Für Diakon Walz sind dies sehr emotionale Momente.
Am Ende der Woche in Rom wagt Anna-Lena Demant beim Abschlussfest sogar ein kleines Tänzchen – geführt und gestützt von Malteserhelfer Christian Margraf.
Ein Händedruck von Papst Franziskus: Höhepunkt der Malteser Wallfahrt für Menschen mit Behinderung.

Würzburg/Unterfranken. „Ich hatte ja ein bisschen Angst vor der Woche, aber jetzt bin ich überglücklich“, Anna-Lena Demant aus Aub sitzt nach einem schweren Verkehrsunfall im Rollstuhl und auf pflegerische Unterstützung angewiesen. Dennoch hatte sie sich für die Malteser Romwallfahrt für Menschen mit Behinderung angemeldet und es nicht bereut. Eine Woche lang war sie zusammen mit der 35köpfigen Pilgergruppe aus ganz Unterfranken in der Ewigen Stadt unterwegs. 16 ehrenamtliche Malteser, darunter ein Seelsorger und ein Arzt sowie Rettungsdienstler, Pflegekräfte und Pflegehilfskräfte, kümmerten sich um die 19 Teilnehmenden mit und ohne Handicap. Jeden Tag feierten sie mit den anderen 600 Teilnehmern der Malteser Sternwallfahrt aus ganz Deutschland einen feierlichen Gottesdienst in einer der großen römischen Basiliken. Dabei hatten Einzelne auch immer Aufgaben im Altarraum und waren als Ministranten oder Bannerabordnung mit eingebunden. „Wir durften im Petersdom zu ministrieren“, erzählen Arnold Goblirsch und Gabriele Kullmann begeistert von ihrem Dienst im Gottesdienst. Die beiden wohnen in einer Einrichtung der Lebenshilfe Aschaffenburg und sind auch zuhause regelmäßige Kirchgänger, kennen sich aus. Aber sie singen nicht nur bei allen Kirchenliedern kräftig mit, die auf der Fahrt im Bus angestimmt werden, sondern auch bei sämtlichen Schlagern und Volksliedern.

Neben den Gottesdiensten standen zum Beispiel auch eine Führung durch den Petersdom und ein Picknick auf dem Dach des großen Gotteshauses oder auf der malerischen Piazza Navona, sowie ein kleiner Stadtrundgang auf dem Programm der Pilger aus Unterfranken. Dabei wurde der Konvoi aus 15 Bussen aus ganz Deutschland morgens und abends von der römischen Motorrad-Polizei durch den Großstadt-Verkehr gelotst.

Großer Höhepunkt war die Teilnahme an der Generalaudienz von Papst Franziskus am Mittwoch auf dem Petersplatz. Die Rollstuhlfahrer saßen ganz oben neben dem Baldachin des Papstes und hatten so einen uneingeschränkten Blick auf das Kirchenoberhaupt. Nach der so genannten Katechese fuhr Papst Franziskus sogar mit seinem Rollstuhl durch die Reihen und gab allen die Hand. „Des glebbt mir dahemm kenner“, war Hildegard Münch aus Ochsenfurt überwältigt von der so persönlichen Begegnung. Mit dem Malteserhelfer Christian Margraf aus Abersfeld, Landkreis Schweinfurt, wechselte der Papst sogar ein paar Worte: „Ich habe dem Heiligen Vater gesagt, dass wir für ihn beten würden, und das hat ihn wohl sehr gefreut“, erinnert sich der Krankenpfleger, der heuer zum fünften Mal als Ehrenamtlicher an der Wallfahrt teilnahm.

Nach all der Aufregung tut der entspannte Ausflug in den Küstenort Ostia am Donnerstag gut – und ist wieder voller schöner Momente, waren doch viele der Teilnehmenden mit Behinderung schon lange nicht mehr am Meer. Damit Alexander Stierkorb aus Buch bei Aub seine Füße in Wellen stecken und die Weite schauen kann, tragen ihn die Malteser zu viert an die Wasserkante. „Dafür sind wir Malteser ja da“, sagt Diakon Anton Siegler aus Lohr, der als Seelsorger den Bus begleitet. Andere brauchen nur einen stützenden Arm und die Sicherheit, dass jemand im Zweifel da ist, der hilft. Wieder andere genießen von der hölzernen Balustrade den Blick auf das fast sommerliche Treiben am Strand. Ein Cappuccino zum Lunchpaket macht das italienische Flair komplett.

„Die Woche in Rom ist für alle Beteiligten immer sehr anstrengend,“, weiß Busleiterin Christina Gold. Aber „die uns Anvertrauten sind so glücklich, weil sie sich das allein nicht mehr zutrauen würden“, ergänzt Marga Mock von den Maltesern aus Mellrichstadt. Erschöpft, aber sehr beseelt traten daher die unterfränkischen Rompilger die Heimreise an. „Es ist beeindruckend, was die Malteser da leisten“, fasst die Würzburgerin Barbara Gottlieb dankbar zusammen und der mit 94 Jahren älteste Teilnehmer der Wallfahrt Michael Reinwand aus Haßfurt lächelt zustimmend.


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