20.000 Impfungen am Samstagabend – Malteser appellieren: nicht überpünktlich zum Impftermin erscheinen

Yvonne Nebel (Malteser, links) und Frank Wissel (Landratsamt, rechts) sind ein gutes Leitungsteam im Impfzentrum
Malteser Mitarbeitende erklären am Empfang den Besuchern den Ablauf im Impfzentrum Hösbach
Die Wegführung durch das Impfzentrum ist durch Pfeile gut gekennzeichnet
Reibungsloser Ablauf: die Impfdosen sind schon vorbereitet
Professionell geimpft durch medizinisches Personal
die Mitarbeitenden geleiten die Geimpften in den Wartebereich

Aschaffenburg. Seit Dezember haben die Malteser Aschaffenburg das Impfzentrum in Hösbach im Auftrag des Landratsamtes in Betrieb. Über 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit stehen seitdem in zwei Schichten bereit, die Menschen aus Stadt und Landkreis Aschaffenburg gegen CoViD19 zu impfen. Von Montag bis Sonntag ist das Impfzentrum in der Industriestraße 2 von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Lief der Impfbetrieb zunächst nur langsam an, da die Vakzine nicht geliefert werden konnten, werden inzwischen pro Tag etwa 500 bis 600 Menschen erst- und zweitgeimpft. Geimpft wird im Impfzentrum selber als auch durch die drei mobilen Teams, die in Alten- und Pflegeheimen sowie Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen unterwegs sind. Am Samstagabend wurde die 20000. Impfung verabreicht.

Yvonne Nebel ist im „normalen“ Malteserleben seit Jahren Leiterin der Malteser Rettungswache in Aschaffenburg und vom Rettungsdienstalltag her gewohnt, mit unvorhergesehenen Situationen und ungeplanten Ereignissen gut umgehen. „Es war dennoch von Beginn an eine enorme Herausforderung für uns, und wir haben immer noch täglich neue Anforderungen zu bewältigen“, erzählt sie von ihrem Alltag im Impfzentrum, das sie zusammen mit der Malteser Dienststellenleiterin Anja Brückner leitet. „Wir bekommen zum Beispiel immer am Ende einer Woche mitgeteilt, mit wie vielen Impfdosen von welchem der drei zugelassenen Hersteller wir in zwei Wochen rechnen können, so dass wir erst dann entsprechende Termine vergeben können“, erklärt Nebel eine der Schwierigkeiten im Ablauf. Manchmal stimmt die Lieferung aber nicht mit der Ankündigung überein. Dann heißt es: telefonieren, telefonieren, telefonieren. „Am schlimmsten sind die Anrufe, wenn man einen Impftermin absagen muss, weil das gelieferte Vakzin nicht für den betreffenden Menschen zugelassen ist, weil er entweder zu alt oder auch zu jung ist“, so Yvonne Nebel. „Erklären Sie das mal der Mutter mit dem schwerstbehinderten Jugendlichen, für den die Impfung wieder ein Stück Normalität bedeuten würde, dass sie sich noch mal gedulden muss. Da fließen dann schon mal Tränen am Telefon.“

Dann wiederum gebe es auch manchmal Tränen der Freude und Dankbarkeit, wenn der Angerufene unverhofft eher einen Impftermin bekommt. „Das liegt aber leider alles nicht in unserer Hand“, weist Yvonne Nebel auf die vielen Unwägbarkeiten hin, denen auch die Malteser ausgesetzt sind.

Neben der vielen Telefonate habe man die Logistik, die um das Impfen herum zu bewältigen ist, unterschätzt bei der Planung, gibt Yvonne Nebel zu und nennt zwei Beispiele: Die ordnungsgemäße Kühlung der Impfstoffe ist zu gewährleisten, damit diese nicht verfallen. In die Kühlschränke sind zwar automatische Alarme eingebaut, aber „wir wollen da auf Nummer Sicher gehen“, betont Nebel. Also machen die Mitarbeitenden der Security-Firma alle zwei Stunden einen Kontrollgang zu den Kühlschränken. Täglich müssen außerdem akribisch Listen der Geimpften inkl. verabreichten Impfstoff geführt werden, die am Ende eines jeden Tages sich zu vier Aktenordnern ansammeln – alphebetisch und nach Impfstoff sortiert. Da es sich um medizinische Unterlagen handelt, müssen diese zehn Jahre archiviert werden.

Von dem enormen Verwaltungsaufwand bekommen die Besucher des Impfzentrums aber in der Regel nichts mit. Von Anmeldung über Aufklärungsgespräch bis Impfung ist alles gut durchorganisiert und dauert durchschnittlich etwa 20 Minuten. Nach weiteren 15 Minuten Wartezeit kann jeder das Impfzentrum wieder verlassen.

Dass es vor der Anmeldung zu längeren Wartezeiten kommt, liege vor allem daran, dass „viele Menschen deutlich vor ihrem Termin zu uns kommen, manchmal fast eine Stunde früher“, erzählt Yvonne Nebel. Das führe zu Staus und ungewollten Menschengruppen vor der Tür des Impfzentrums. Nebel appelliert daher an alle maximal 10 Minuten eher zu kommen. Falls das wegen der Busverbindung oder anderer Umstände nicht gehe, könne man ja noch einen kleinen Spaziergang machen oder Einkäufe erledigen. Die Reihenfolge der Impfungen kann aus verschiedensten Gründen nicht geändert werden, so dass man auch keinen Vorteil hat, wenn man früher kommt. Außerdem bittet sie darum, dass höchstens eine Begleitperson beim Impftermin dabei ist, sonst „ist es sehr schwierig, in den Räumlichkeiten den Abstand einzuhalten“, so die Malteserin.


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